Böller bauen

Zeitungsbericht über Böller-Unglück

Anfang letzter Woche gab es in ihrem Mietshaus eine riesige Explosion. Das Haus steht zwar noch, aber es ist schwer beschädigt und nicht mehr bewohnbar. Da hat wohl irgend so ein junger Bursche im Haus versucht, den ultimativen Riesenböller zu basteln. Das ist ihm ja auch ziemlich gut gelungen. Das war vielleicht ein Wahnsinnsknall!

„Der ultimative Riesenböller“

Nichtsahnender Auslöser der ganzen Geschichte in „Vitamin V wie Wohnung“ ist ja Alex, ein Jugendlicher, der im selben Haus wohnt wie Nora und beim Böllerbasteln eine Explosion ausgelöst hat. Das Szenario ist noch nicht einmal unrealistisch: Es gibt tatsächlich genügend Leute, die sowas als Freizeitvergnügen machen. Vermutlich, weil sie den Nervenkitzel genießen, das cool finden, demonstrieren müssen, was für obergeile Macker sie sind, oder was auch immer.

Weil es so gefährlich ist, werde ich in diesem Artikel keine Links zu meinen Quellen nennen. Für Leute, die das wirklich wissen wollen, ist das sowieso kein Hindernis. Bei meiner Recherche habe ich jedenfalls nicht sehr lange gebraucht, um im Internet eine Fülle von Tipps zu finden. (Und was man da so liest, ist mitunter erschreckend, schon wegen der Unbekümmertheit, mit der in Foren Warnungen in den Wind geschlagen werden. Alleine, wenn man mal drüber nachdenkt, dass eine Frage zum Böllerbau in der Rubrik „Witziges“ gestellt wird …)

Bloß für die Tatsache, dass ein Böller eine Explosion auslöst, hätte ich natürlich nicht über die – natürlich illegale – häusliche Herstellung von Knallkörpern recherchieren müssen. Der Grund, warum ich danach gesucht habe, ist der inzwischen wieder gestrichene Prolog. Der erzählt, warum der junge Alex in „Vitamin V wie Wohnung“ so getrieben war, diesen Riesenböller zu basteln, der ihm dann so effektvoll um die Ohren geflogen ist. (Irgendwann veröffentliche ich den Prolog noch bei den gelöschten Szenen.)

Böller-Anatomie

Zunächst braucht der Böller eine luftdichte Hülle, und zwar eine feste: je mehrlagig, desto knall. Deswegen sind Silvesterböller mit Papier umwickelt. Man kann auch andere Materialien nehmen, aber Kunststoff, Holz oder gar Metall verwandeln das Ding natürlich in Splitterbomben und da wird es echt gefährlich. (Reicht ja, wenn sich der Bombenbauer irgendwelche Gliedmaßen wegsprengt, andere Leute sollte er nicht gefährden.)

Und drinnen? Wenn man klassisches Schwarzpulver verwendet, muss es komprimiert sein, damit der Druckanstieg stark genug ist, um die Hülle zu sprengen. Nach dem, was ich gelesen habe, enthalten handelsübliche Böller allerdings kein echtes Schwarzpulver. Beim Umgang damit wäre höchste Vorsicht geboten und Selbermachen ist schon mal gar keine gute Idee. Es gibt auch andere Pulver, die sind in Deutschland allerdings zugelassenen Pyrotechnikern vorbehalten. Zum Abdichten und Komprimieren füllt man an die Enden des Böllers Sand oder Tonerde.

Dann braucht man natürlich eine Lunte, lang genug. Und einen Ort, wo man nichts und niemand (außer eventuell sich selbst) beschädigt. Und zwar bereits beim Bau, denn ein großer Teil der Unfälle passiert schon da.

Der Profitipp

Einfach sein lassen und zugelassenes Feuerwerk im Supermarkt kaufen.

Oder eine berufliche Laufbahn als Pyrotechniker ergreifen.

Und ansonsten rechtzeitig üben, das Smartphone mit der Nase zu bedienen.

Feuerwehrleute liefen mit Atemschutzausrüstung in das Gebäude. Kurze Zeit später folgten ihnen die Sanitäter. Als sie endlich wieder herauskamen, lag auf ihrer Trage der 17-jährige Alex, der zwei Stockwerke über Nora wohnte.

(…) Alex’ blutverschmiertes und geschwärztes Gesicht, die schon wieder durchgebluteten Erstverbände an der Hand, die Sauerstoffmaske über dem Gesicht. Sie hatte ihn nur an seinem markanten hellblonden Haarschopf erkannt.

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